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Matitjahu Kellig ist Vorsitzender des Vereins
„cultura reanimata - Förderkreis für Beit Theresienstadt e.V.“

Dieser Verein widmet sich der nachhaltigen Bewußtmachung des Zusammenhangs von Erinnerung, Verantwortung und Zivilisation. Zuallererst geht es um die Erinnerung an die ab 1933 vertriebene und vernichtete Kultur. Unzählige Künstler mussten emigrieren oder wurden ermordet. Etliche waren, bevor sie den Mordkommandos der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, in Theresienstadt eingesperrt.

Gerade Theresienstadt war das Ghetto, in dem sehr viele Mitglieder der intellektuellen Elite Mitteleuropas interniert war. Dort entwickelte sich teils heimlich, teils geduldet eine außerordentlich rege Kulturtätigkeit. Kunst und Kultur dienten den Internierten zum Überleben in dieser Zwangszivilisation, die unter den Terror-Bedingungen tagtäglich mühsam neu hergestellt werden musste. Den Nationalsozialisten diente die Kunst in Theresienstadt als Kulturlüge. Theresienstadt war Durchgangsstation für die zahlreichen Vernichtungslager.

Es ist wichtig, an die Künstler, ihre Werke und Tätigkeiten sowie an die sozialen und politischen Bedingungen ihrer Vertreibung und Vernichtung zu erinnern, um eine Brücke zur Gegenwart und Zukunft zu bauen und somit Verantwortung für die heutige gemeinsame Zivilisation zu wecken. Dies gilt um so mehr, da gegenwärtig ein weitreichender kultureller Umbruch stattfindet. Dass dieser nicht zum zivilisatorischen Bruch führt, erscheint mir als wichtige Aufgabe. Es geht um den Zusammenhang von Kultur und Zivilisationspolitik. Die Werke der Vergangenheit sollen tradiert werden, damit ihr humaner Gehalt auch in Zukunft wirksam werden kann.

Beit Theresienstadt
Theresienstadt Martyrs Remembrance Assosiation Israel
www.bterezin.org.il

Internationale Interpretationskurse in Toblach

Die Internationalen Interpretationskurse in Toblach, die jährlich im Kulturzentrum Grand Hotel Toblach unter der künstlerischen Leitung von Prof. Matitjahu Kellig durchgeführt werden, folgen einer exzeptionellen Konzeption: In dem Intensivkurs treffen sich auf internationaler Ebene Dozenten und Studierende unterschiedlichster Provenienz, um neue Themen und Arbeitsweisen einer professionellen Musikausbildung zu erarbeiten.

Die Konzeption der Toblacher Interpretationskurse sieht vor, dass alle Studierenden und Dozenten zusätzlich zum künstlerisch-interpretatorischen Kursprogramm mit Psychologen, mit Schauspiel- und Persönlichkeitstrainern, mit Regisseuren oder Stimmtherapeuten sowie mit erfahrenen Fachjournalisten an ihrem Auftreten und damit an ihrem Selbstbild arbeiten. Ziel ist die Bewußtmachung von berufsspezifischen Verhaltensmustern und die Bewältigung restringierender emotionaler Mechanismen, die bislang das narzisstisch geprägte Selbstbild des Künstlers bestimmen. Nur im Abrücken von diesem Selbstbild kann Respekt vor der künstlerischen und pädagogischen Leistung anderer und diszipliniertes Arbeiten an sich selbst entwickelt werden.

Überdies werden alle Studierenden mit Grundprinzipien der Gestaltung vertraut gemacht, wie sie sich aus der Geschichte der Literatur, der Bildenden Kunst oder der Architektur ableiten lassen. Über das Interesse an der abendländischen Geistesgeschichte leiten die Studierenden Prinzipien für die eigene Arbeit an musikalischen Kunstwerken ab.

Die Arbeitsweise der Toblacher Interpretationskurse fußt ganz und gar auf Kooperation: Die Dozenten nehmen im Kursverlauf grundsätzlich an allen Unterrichtsveranstaltungen der Kollegen teil – d. h. sie reihen sich als Teilnehmer in das gesamte Unterrichtskonzept ein. Auf diese Weise wird nicht nur Wissen vervielfacht, sondern auch der Blick geweitet auf die ganzheitliche Arbeitsweise, in der die Kurskonzeption gründet.

Die einzigartige Konzeption der Kurse, die idealen Bedingungen, die das Kulturzentrum Grand Hotel Toblach bietet, die Kunstsinnigkeit und Verantwortung der Sponsoren und nicht zuletzt die Begeisterung, mit der die Bevölkerung Toblachs die Ergebnisse der Arbeit verfolgt, begründen den Erfolg der Kurse.