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Groß ist die pianistische Würde Matitjahu Kelligs. Der jüdische deutsche Pianist erweist sich in all seinem Tun als schöpferisch Denkender: Ob als Pianist oder Pädagoge – Kellig liebt nicht die große Geste, er „spricht“ mit den Fingern, er veredelt Zeit wie kaum ein Pianist der heutigen Generation. Der Reichtum seiner Lebenserfahrung klingt in jedem Ton mit. Kritiker sprechen von „stupend unfehlbarer Technik“ und von „überlegt-kalkulierter Disposition“; sie preisen genauso seine „ungemein ausdifferenzierte Artikulation und Phrasierung verbunden mit außergewöhnlichem Klangsinn“ sowie den „hochvirtuosen Zugriff“, mit dem er den Kompositionen Leben einhaucht.
Der Ausnahmemusiker, der prägende Anregungen von keinen Geringeren als Géza Anda und Claudio Arrau erhielt, wurde in jungen Jahren bereits Dozent für Klavier und Kammermusik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Neben einer Gastprofessur in Taiwan gab Matitjahu Kellig ungezählte Klavierkurse, u.a. mit allen Klaviersonaten Mozarts in Indonesien, einen Schumann-Interpretationskurs in Deutschland sowie Meisterkurse in China, Malaysia, Zypern, Vietnam, Taiwan, Argentinien, Griechenland, Italien und in Israel.
Ausgedehnte Konzertreisen führten Matitjahu Kellig in über 60 Länder der Erde: Vielfach bereiste er den Nahen und Mittleren Osten, Südostasien und Indien, konzertierte in fast allen europäischen Ländern sowie in Kanada und Argentinien. Seit vielen Jahren tritt er regelmäßig in Israel auf.
Als Solist konzertierte er u. a. mit dem Singapore Symphony Orchestra, dem Metro Manila Symphony Orchestra, den Stuttgarter Philharmonikern, dem Taipei Symphony Orchestra, dem Madras Chamber Orchestra, dem Rundfunk Orchester Jakarta und dem Israel Kibbuz Chamber Orchestra. Bei Orchesterkonzerten tritt er auch in Personal- union als Pianist und Dirigent in Erscheinung. Außer bei Klavierabenden wirkt Matitjahu Kellig als gefragter Kammermusiker und Liedbegleiter. Im In- und Ausland produzierte Matitjahu Kellig zahlreiche Fernseh- und Rundfunkaufnahmen u. a. bei Radio Zypern, beim Philippinischen, Indonesischen, Dänischen, Israelischen, Westdeutschen Rundfunk und Hessischen Rundfunk sowie dem Zweiten Deutschen Fernsehen. Kellig begründete die „Internationalen Interpretationskurse Toblach“, welche jährlich im italienischen Dobbiaco stattfinden und in denen weniger an der brillanten Technik der jungen Künstlerinnen und Künstler gefeilt wird als an ihrer persönlichen künstlerischen Aussage. Kellig entwirft hier das Modell eines gesellschaftlich verantwortungsvollen Künstlers, dessen Horizont Bildende Kunst und Wissenschaft, spirituelle Erfahrung und intellektuelle Durchdringung verbindet. „Nur ein vielseitig gebildeter und neugieriger Mensch kann gültige Aussagen machen“, sagt Kellig. Interkulturell engagiertes Handeln sind ein entscheidender Lebensinhalt für ihn.
Heute lebt Kellig in Detmold. Hier an der renommierten Hochschule für Musik hat er als Professor ungezählten jungen Musikern den Weg in eine künstlerische Karriere geebnet. Wie Franz Liszt wählte Kellig den Pädagogischen als den Königsweg pianistischen Daseins. Heute konzertiert er wieder vermehrt, um seine überzeugende Interpretationskunst mit seinem vielseitigen Repertoire vor Publikum zu präsentieren. Wenn dies geschieht, feiert ihn das Publikum. Es spürt, dass hier ein Künstler mit Aussagen und Würde den Konzertabend zu dem macht, was er sein sollte: unvergesslich.